Bunkeranlage Kossa
Gefechtsstand des territorialen Militärbezirk III
Hauptzufahrt mit Wachgebäude |
Reste der Hochspannungsanlage |
Inhalt:
? 1. Die Anfänge und Geschichte des Geländes
? 3. Der Ausweichführungs-Gefechtsstand des Militärbezirk III
? 3.1. TO 08 - Stabsbunker (Rechenzentrum und med. Punkt)
? 3.2. TO 10 - Nachrichtenbunker
Die Anfänge und Geschichte des Geländes1
Im Jahr 1935 rüstet sich Deutschland für den Krieg. Im selben Jahr sucht die Westsächsisch-Anhaltinische Sprengstoff AG (WASAG) nach einen geeigneten Standort für die Errichtung einer Munitionsfabrik. Die Wahl fiel hierbei auf die Dübener Heide. Von 1936 bis 1945 befand sich in einem Waldstück zwischen Kossa, Söllichau und Moschwig eine der wichtigsten Sprengstofffabriken des Dritten Reiches mit der Tarnbezeichnung "Buche". In dem Waldstück entstanden Füllstellen, zwei Kraftwerke, drei Nitrozelluloseanlagen, eine Niperitpulveranlage, Brandplätze, ein Schießplatz. Für den Aufbau der Munitionsfabrik kamen ca. 1400 Zwangsarbeiter zum Einsatz, die in einem Lager untergebracht waren.
Nach Kriegsende viel das Gelände der Sowjetarmee in die Hände, die die Gebäude in Erfüllung des Potsdamer Abkommens der WASAG Fabrik sprengte5. Wenig später zeigte die NVA Interesse an diesem Areal. Im Jahre 1976 - 1979 wurden umfangreiche Bauarbeiten in einem abgeteilten Stück durchgeführt. Es enstand dort eine geschützte Führungsstelle im Rahmen von Verteidigungshandlungen des Warschauer Vertrages. Nach dem Ende der DDR übernahm die Bundeswehr die Führungsstelle und betrieb diese bis 1993 weiter. Bis sich 1997 Interessierte fanden, die Anlage eine neue Nutzung zu geben und als Denkmal zu erhalten. Im Jahre 2002 wurde die Führungsstelle als Kulturdenkmal anerkannt und als Museum eröffnet.
Die NVA Landstreitkräfte waren in zwei Militärbezirke - Militärbezirk III und Militärbezirk V - unterteilt. Im Verteidigungsfall wäre der Stab des III. Militärbezirkes mit Sitz in Leipzig aufgelöst und der Feldführungsstab der 3. Armee gebildet worden.4 Die Mehrzahl der Verbände und Truppenteile wurde in die neu gebildete 3. Armee aufgenommen und für die Verteidigung der südlichen DDR aus dem Feldführungs-Gefechtsstand befehligt worden. Die gemeinsame Front von Truppen der NVA und der Sowjetarmee wäre unter Oberkommando der GSSD befehligt worden. Die 3. Armee hätte die südliche DDR und die 5. Armee die nördliche DDR zu verteidigen. Stationiert war das Kommando des Militärbezirkes V in Neubrandenburg. Unterstellt war der Militärbezirk III Leipzig dem Kommando Landstreitkräfte. Die Führung der unterstellten Führungskommandos, Verbände und Truppenteile der NVA-Landstreitkräfte wurde entweder von Potsdam-Geltow aus oder einsatzbedingt aus Feldführungsstellen getätigt.
Der Führungsstelle des territiorialen Militärbezirk III¹
Die Feldführungsstelle hat die Bauwerksbezeichnung 16/301. Von der NVA wurde zur Führung von Verteidigungshandlungen als Ausweichsgefechtsstand im Rahmen des Warschauer Vertrages nach 3-Jähriger Bauzeit am 17.07.1979 in Betrieb genommen. Der Schutzgrad gegen ABC-Waffen und die nachrichtentechnische Ausstattung ermöglichte die geschützte Arbeit des Führungsstabes. Das Objekt verschlang 23,8 Millionen Mark. Im Übergabeprotokoll war der errreichte Schutz mit 1 kp/cm² angegeben, somit viel das Bauwerk in die Schutzklasse E. Die Gefechtszeit betrug 3 Tage mit einem operativen Personal von 233 Personen. Die Schutzbauten waren immer für einen Kriegsfall besetzt. Dabei fanden regelmäßig Schulungen und Übungen statt, um die Handlungsfähigkeiten der Stäbe und Kommandeure nach Vorschrift der Dokumente zu überprüfen.
Für den Schutz der Anlage umschloss das Gelände eine Hochspannungsanlage und für die Bewachung war die Wartungseinheit-3 (WE-3) zuständig. In der Parkzone wurden für die operative Führung 4 geschützte Bauwerksgruppen, 1 Bauwerksgruppe für die Nachrichtenzentrale und 1 Bauwerksgruppe für die technischen Versorgungseinrichtungen gebaut. Im Bereich der Unterkunftszone wurde ein Gebäude mit 40 Unterkunfts- und 15 Dienstplätzen, ein Wirtschaftsgebäude mit einer Kapazität für 60 Personen, ein Wachgebäude, 3 Garagenboxen mit Wartungspunkt und 1 Munitionsbunker erbaut.
TO 08 - Rechenzentrum und medizinischer Punkt¹
Für die rechnergestützten taktischen und strategischen Truppenbewegungen stand die Großrechenanlage vom Typ AP-3 zur Verfügung. Damit ließen sich programmierte Landkarten zeichnen.
Außerdem besaß das Bauwerk einen medizinischen Punkt für die Behandlung aktiver Armeeangehöriger. Die Behandlung umfasste die Versorgung von Wunden, Vergiftungen, Verätzungen, Verbrennungen, sowie die Ausgabe von Medikamenten. Beim Auftreten von Gruppenerkrankungen ist die Isolation vorgesehen. Im Falle eines verstärkten Auftretens von krankheitsverdächtigen Personen sind diese unter Beachtung der Schleusenrichtlinie aus dem Bauwerk zu schleusen und in andere medizinische Einrichtungen zu verlegen. In der Umgebung liegende Einrichtungen waren u.A. das Waldkrankenhaus in Bad Düben oder das Armeelazarett in Leipzig.
Bei Todesfällen wurden die Leichen mit Desinfektionsmittel getränkten Laken oder Tücher umwickelt und in Plastiksäcke aufbewahrt. Die Verstorbenen wurden im verschmutzten Teil der Schleuse bis zum Abtransport gelagert. Alles womit die Leichen in Kontakt gekommen waren, musste gründlich desinfiziert werden.
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TO 08 - Schleuse
TO 08 - Sprechanlage
TO 08 - Filteranlage
TO 08 - Zugang Untergeschoss
TO 08 - Gang Untergeschoss
TO 08 - Arbeitsraum Stellv. des Befehlsh. & Chef R.D.
TO 08 - Wasserversorgung
TO 08 - Arbeitsraum Chef Truppenluftabwehr
TO 08 - Arbeitsraum Chef Truppenluftabwehr
TO 08 - Arbeitsraum Chef Raketentruppen/Artillerie
TO 08 - Arbeitsraum AMAT
TO 08 - Arbeitsraum AMAT
TO 08 - Arbeitsraum AMAT
TO 08 - Arbeitsraum AMAT
TO 08 - Medizinischer Punkt
TO 08 - Medizinischer Punkt
TO 08 - Medizinischer Punkt
TO 08 - Arbeitsraum Chef chemische Dienste
TO 08 - Arbeitsraum Chef Pionierwesen
Der Nachrichtenbunker ist der größte Bunker des Führungsorgan des TMB III und diente als Kommunikationszentrum (Fernsprech- und Fernschreibzentrale). Für damalige Verhältnisse mit leistungsstarke Sende- und Empfangsanlagen um die Kommunikation zur Befehligung der Truppenteile sicherzustellen. Das Bauwerk besteht aus einem monolithischen Eingangsbauwerk und zwei Verbindungsbauwerken. In Fertigteilbauweise zwei Zwischenröhren und sechs Kfz-Röhren errichtet worden. In den beiden Zwischenröhren war die gesamte Fernmeldetechnik die zur Führung der Armee benötigt wurde.
Darunter zählen folgende Räume:
Arbeitsraum der Verbindungsoffiziere der Verbände | Durch Verbindungsoffiziere wurden Vorbefehle für die Verbände erstellt. |
Ruheraum des Stellvertreters des Befehlshabers und Chef der politischen Verwaltung |
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Ruheraum des Stellvertreters des Befehlshabers und Chef des Stabes |
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Ruheraum des Befehlshabers |
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Arbeitsräume der Arbeitsgruppe Planung |
In diesen Räumen wurde der schriftliche und topografische Teil des Entschlusses bzw. Operationsbefehls erarbeitet, lichttechnische Dokumente oder Ausschnitte von Karten kopiert |
Operatives Führungszentrum | Hier erfolgten die Entschlüsse zur Durchführung der operativen Kampfhandlungen durch den Befehlshaber, seine Stellvertreter und die Chefs und Leiter der Waffengattungen und Dienste |
Sanitärzelle | Eingerichtet war diese zur täglichen, persönlichen Hygiene eingerichtet. |
Arbeitsraum des Leiters der Nachrichtenzentrale | Von diesem Raum aus führte der Leiter das gesamte System der Nachrichtenverbindungen des jeweiligen Führungsorganes |
Funkempfangszentrale | Für damalige Verhältnisse wurde in der Funkempfangszentrale Nachrichten mit (digitalen) Empfängern empfangen |
Funksendezentrale |
Mit einem Kurzwellensender erfolgte die Sicherstellung des Funkverkehrs zwischen Führungsstelle und dem Vorgesetzten bzw. den jeweiligen Unterstellten. Gesendet wurde, auf Grund des Funksendeverbotes, nur im Kriegsfall. |
Übertragungsstelle |
Nachrichtenkanäle konnten in der Übertragungsstelle miteinander verbunden werden. Über vorbereitete Kanäle konnten Nachrichten auch nach außerhalb des Objektes übertragen werden. |
SAS Fernsprechzentrale |
Telefongespräche, die geheime Inhalte hatten, wurde von der SAS Fernsprechzentrale vermittelt. Die menschliche Sprache wurde durch SAS Geräte "zerhackt". |
Fernschreibzentrale | In diesen Räumen wurden die vorbereiteten Fernschreiben geschrieben und übermittelt. |
Abfertigung/Chiffrierstelle | Das Absetzen (Übermittlung an die Gegenstelle) der Fernschreiben wurde in diesen Räumen vorbereitet. |
Fernsprechzentrale | Hierüber lief die Vermittlung aller Ferngespräche. Die Sicherstellung der 7 Kanäle nach außerhalb des Objektes erfolgte über Amtsumsetzer. |
Im Technikbunker waren die technischen Versorgungbereiche für Strom, Wasser und Luft untergebracht. Die Energieversorgung erfolgte aus dem Landesnetz, im Verschlusszustand übernahm ein Dieselaggregat SRED 458-40 mit 400kVa Leistung die Stromversorgung. Im Dienstzimmer des Hauptdispatchers wurden alle technischen Anlagen überwacht. Ein weiteres Dieselaggregat steht heute noch im Montageschacht. Um Unabhängig mit der Wasserversorgung zu sein, versorgte ein Wasserwerk mit 2 Tiefbrunnen mit über 100 Meter Tiefe das Objekt. Desweiteren war dieses Schutzbauwerk mit Sensoren zum Nachweis von Massenvernichtungswaffen ausgestattet.
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Zugangsbauwerk
Schleuse
Filteranlage
Dispatcher Dienstzimmer
Schaltraum
Wasserwerk
Netzersatzanlage 1
Teilelager
Netzersatzanlage 2
Dieseltanklager
Montageschacht
Im operativen Führungszentrum waren Arbeitsräume für die Befehlshaber und den Stab, Arbeitsräume für die Arbeitsgruppe Planung mit Bildübertragung und Vervielfältigungstechnik, Ruheräume des Befehlshabers und seines Stellvertreters und Arbeitsräume der Verbindungsoffiziere der Verbände mit Technik für abhörsichere Kanäle vorbereitet.
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TO 12 - Zugangsbauwerk
TO 12 - Eingangsbereich
TO 12 - Schleuse
TO 12 - Differenzdruckmesser
TO 12 - Sanitärbereich
TO 12 - Operatives Führungszentrum
TO 12 - Operatives Führungszentrum
TO 12 - Operatives Führungszentrum
TO 12 - Arbeitsraum der Arbeitsgruppe Planung
TO 12 - Arbeitsraum der Arbeitsgruppe Planung
TO 12 - Arbeitsraum der Arbeitsgruppe Planung
TO 12 - Ruheraum des Befehlshabers
TO 12 - Ruheraum des Stellvertr. des Befehlsh. und Chef des Stabes
TO 13 - Museumsbunker1
In diesem Bunker sind Ausstellungen u.A. zum Thema "Deutsche Sprengstoffchemie Berlin - Werk Moschwig", Waffengattungen und Dienste", "NVA im Modell", Sonderausstellung "Rüstungs-Krieg-Zwangsarbeit im Lager Heide". Aktuell wird der Museumsbunker mit einer Ausstellung erweitert.
Herkunft der Zwangsarbeiter
Vorrangig wurden ukrainische Zwangsarbeiter, aber auch Franzosen und Italiener, auf Anweisung des Reichskommissars vom 21.03.1942 wurden vor allem Frauen der Jahrgänge 1924 - 1925 zum Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich ab Mai 1942 verschleppt. Stationen der Verschleppung waren von Kiew Hbf über den Bahnhof Eilenburg zum Entladebahnhof Söllichau. Von dort wurden Zwangsarbeiter ins Lager gebracht. Im Lager gab es Unterkünfte für ca. 1400 Arbeiter, davon waren 97,5% Ostarbeiter (77% davon Frauen). Untergebracht wurden diese in Baracken, wo für ca. 16 - 20 Personen ein Raum zur Verfügung stand.
Projekt "Buche" - die Zerstörung des Werkes
Auf dem ca. 400 Hektar große Waldstück befand sich zwischen 1936 bis 1945 eines der wichtigsten Sprengstofffabriken des Dritten Reiches. Ziel war die Herstellung von Schießpulver mit Lösungsmitteln und Herstellung und Verfüllung von Sprengstoffmischungen in Granaten unterschiedlichster Verwendung als Splitter-, Spreng-, und Panzergranaten. Gesamtproduktion im Werk waren zwischen 1937 - 1945 ca. 37.500t der Schießpulverproduktion. Am 25.04.1945 erreichten amerikanischen Einheiten aus der 1. US Armee das Werk und besetzte des Werkgeländes. Die Rote Armee traf im Werk ein. Auf Grund der Beschlüsse des Potsdamer Abkommens mussten die amerikanische Truppen das Werk verlassen. Es erfolgte die Befreiung, Rückführung der Zwangsarbeiter. Nach Abschluss der Rückführung begann ab 15. Mai 1945 die Demontage der Maschinen, Ausrüstung und deren Transport in die Sowjetunion entsprechend des Potsdamer Abkommen zur Reparationszahlung. Im Herbst 1945 wurde das Werk gesprengt um militärische Anlagen zu vernichten.
1 Informationen vor Ort
2 de.wikipedia.org
4 Stefan Best: Geheime Bunkeranlagen der DDR
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